Der Großenritter Musikzug blickt voller Stolz und Dankbarkeit auf eine sehr lange Historie zurück. Als Gründungsjahr des Musikzugs gilt 1908, da in dem Jahr der erste öffentliche Auftritt dokumentiert ist. Wir haben unsere Geschichte für Sie mit viel Liebe zum Detail aufgearbeitet und laden Sie hier zu einer chronologischen Zeitreise ein. Besonderen Dank gilt hier unserem Ehrenvorsitzenden Reiner Heine, der seit vielen Jahren die Geschichte seines Heimatvereins begleitet und durch seine Recherchen, persönlichen Erinnerungen und viele Gespräche eine Aufbereitung in dieser Form überhaupt erst ermöglicht hat.
Zur Vorgeschichte des Musikzugs sei gesagt, dass die Wurzeln im Spielmannswesen der Turnvereine liegen. Als Gegenbewegung zur nationalistischen Deutschen Turnerschaft (DT), die nur selten Arbeiter in ihren Reihen duldete, entstanden Ende des 19. Jahrhunderts im Kaiserreich zahlreiche Arbeiterturnvereine. Ihr Zentralverband, der Arbeiter-Turnerbund (ATB), ab 1919 Arbeiter-Turn- und -Sportbund (ATSB), hatte bereits in der Gründungssatzung die besondere Förderung des Spielmannswesens aufgenommen. In dieser Zeit entstanden im ganzen Deutschen Reich die ersten Turnvereine – so auch in 1898 in Großenritte. Turner zu sein war durchaus politisch und knüpfte an die freiheitlichen Ideen der “Turnerbewegung” von 1848 an. Aus den einst revolutionären Trommlern, Pfeifern und Hornisten wurden nun Spielmannszüge die mit Marschmusik zur Unterhaltung aufspielten. Häufig hatten die Musiker das Spielen beim Militär gelernt und gaben es dann entsprechend weiter.
Und Ende des 19. Jahrhunderts möchten wir daher auch mit unserer Chronik beginnen.
Chronik des Großenritter Musikzugs
Gründung des ersten Turnvereins in Großenritte (mit dabei auch einige Spielleute mit Trommeln, Marschpfeifen und Signalhörnern). Foto um 1908 (rechts im Bild, mit dem Spielmannszug. Im Hintergrund die Gaststätte “Vor der Burg” in Großenritte)
Spielleute der Turnerbewegung aus Großenritte und dem Nachbarort Elgershausen treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Proben mit Trommeln und Pfeifen (Marschflöten) an der Lützelbrücke.
Gründung des 1. Großenritter Spielmannszugs (des Arbeiterturn- und Sportvereins Großenritte). Stabführung: Adam Lange (Gänsefeldstraße). Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs war das Vereinslokal die Gastwirtschaft Wahl (Kasseler Straße 4 in Großenritte).
Gründung des 2. Großenritter Spielmannszugs (der Deutschen Turngemeinde 07). Stabführung: Heinrich Neuroth (Schulstraße)
Schon in den Anfangsjahren der Großenritter Musikvereine umrahmten die Spielmannszüge das gesellschaftliche Leben, wie hier bei der Großenritter Kirmes in den 1910er-Jahren (links im Bild der Spielmannszug der Deutschen Turngemeinde 07 Großenritte (Leitung: Heinrich Neuroth).
Die meisten Spielleute ziehen in den Krieg. Der Spielbetrieb in Großenritte kommt zum Erliegen.
Trotz zahlreicher Verluste nehmen beide Großenritter Spielmannszüge nach dem 1. Weltkrieg den Spielbetrieb wieder auf. Hier der Spielmannszug des Großenritter Arbeiterturn- und Sportvereins, in den 1920er Jahren.
Verbot der Arbeitersportvereine durch die Nationalsozialisten. Infolgedessen Zusammenschluss beider Großenritter Spielmannszüge im „Turn- und Sportverein 1907 Großenritte“ (Leitung: Heinrich Neuroth)
1945 wird der Turn- und Sportverein (TSV) Eintracht Großenritte gegründet. Es ist auch der Neubeginn des Großenritter Spielmannszugs nach dem Krieg, unter der Stabführung von Justus Hartmann (bis 1953), der sich bemühte alle verfügbaren Instrumente (Trommeln, Pfeifen und Signalhörner) zu sammeln und ehemalige Spielleute zum Neubeginn zu überreden. Geprobt wird in Großenritte in der Bahnhofs-Gaststätte Koch (heute „Arche“) und auf dem Zimmermannsplatz an der Niedensteiner Straße. Der Spielmannzug ist bis 1966 noch keine eigene Abteilung des TSV Eintracht Großenritte, sondern direkt dem Hauptverein unterstellt.
1948 fand der 1. Auftritt nach dem Krieg satt. Hier ein Foto beim Festzug durch Großenritte (1949, im Grünen Weg), noch ohne Uniform, in ziviler Kleidung.
Auftritt zur Einweihung der Langenberg-Kampfbahn in Großenritte (noch in ziviler Kleidung) an Pfingsten 1949. Unzählige Großenritter Sportfreunde hatten von 1946 bis 1949 in ehrenamtlicher Arbeit den Sportplatz in Handarbeit angelegt. Das Erscheinungsbild des Spielmannszuges verändert sich wenig später: man tritt ab 1949/50 wieder in Uniform auf, in der traditionellen Turnerkleidung ganz in Weiß, mit Vereinsabzeichen. Abteilungsleiter des Spielmannszugs nach dem Krieg (bis 1954) war Ludwig Hempel.
Spielmannszüge aus ganz Nordhessen treffen sich zum musikalischen Wettstreit auf der Langenbergkampfbahn. Der Großenritter Spielmannszug belegt den 1. Platz im Wertungsspielen und gilt in den 1950er Jahren weit über die Ortsgrenzen hinaus als einer der besten Spielmannszüge.
Der Großenritter Spielmannszug belegt erneut den 1. Platz beim Wertungsspielen, im Rahmen des Gau-Spielleutetreffens in Oberzwehren, mit über 250 Spielleuten, auf dem Mattenberg-Sportplatz.
Neuer Stabführer (bis 1958): Hans Radloff, Abteilungsleiter (bis 1958): Walter Hempel.
Auftritt auf dem Bahnhofsvorplatz in Kassel, zum „Zissel“-Fest, gemeinsam mit der Bundesbahnkapelle Bebra.
Auftritt im Rahmen der Einweihung der Kulturhalle Großenritte (seitdem Übungsstätte des Spielmannszugs bzw. später des Musikzugs). Bei der Bei der Einweihung des Kulturhauses am 13.10.1956 waren über 1000 Gäste anwesend, die das seinerzeit größte und schönste Haus dieser Art in Nordhessen bewundern konnten.
Teilnahme am „Zissel“-Festzug in Kassel, Festzug zur Sportplatzeinweihung des SV Hermannia Kassel, Auftritt in der Stadthalle Kassel, bei einer Veranstaltung mit Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn.
Als eine feste musikalische Größe in Nordhessen, nahmen die Großenritter u. a. am „Großen Zapfenstreich“ beim Heimat- und Schützenfest in Kassel-Bettenhausen teil und beim Festzug der Kirmes in Großenritte. Auch eine SPD-Wahlveranstaltung zur Bundestagswahl 1957, mit Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn, in der überfüllten Stadthalle Kassel durften die Großenritter Spielleute musikalisch umrahmen.
Zum 50-jährigen Jubiläum ist der Großenritter Spielmannszug Gastgeber des Gau-Spielleutetreffens in Großenritte (11 Spielmannszüge aus Nordhessen nehmen am Wertungsspielen teil).
Zu Trommeln und Signalhörnern wird die musikalische Besetzung um Fanfaren erweitert (bis 1974 gab es diese Fanfarengruppe). Hans Radloff übernimmt die Abteilungsleitung. Neuer Stabführer: Kurt Weiler.
1959 findet das Gau-Spielleutetreffen in Hoof statt, wieder mit einem großen Wertungsspielen. Neuer Abteilungsleiter (bis 1960 + 1965 bis 1966): Martin Hartmann
Abteilungsleiter wird erneut Hans Radloff (zunächst bis 1974), 1960 noch gemeinsam mit Walter Hempel und Heinrich Appel. Auftritt u.a. bei der „Sportschau des TSV Eintracht Großenritte“ in der Kulturhalle
Konzert des Spielmannszugs (Leitung: Hans Radloff), mit dem Tanzorchester Althans aus Gudensberg in der Kulturhalle Großenritte.
Bei den großen Karnevalsveranstaltungen in der Großenritter Kulturhalle (Foto: 1963, mit Fanfarengruppe) hat der Großenritter Spielmannszug viele Jahre zur Eröffnung gespielt.
Zur weißen Turnerkleidung werden rote Trainingsjacken getragen, passend zu den Vereinsfarben des Turn- und Sportvereins Eintracht Großenritte (im März 1983 umbenannt: Großenritter Sportverein Eintracht Baunatal)
Unter dem Motto “700 Jahre Hessen” findet vom 3. bis 5. Juli 1964 in Kassel Hessens größtes Landesfest statt. Beim 4. Hessentag ist der Großenritter Spielmannszug beim Festzug dabei. Der sieben Kilometer lange Festumzug dauerte dreieinhalb Stunden. Hieran waren 1500 Musiker und 2000 Mitglieder von Trachtengruppen sowie 50 Motivwagen und 45 Kapellen, Spielmanns- und Fanfarenzüge beteiligt.
Die Kirmes wird auf dem Saal der Kulturhalle gefeiert. Höhepunkt ist der Festzug durch Großenritte.
Vom 18.12.1965 bis 23.02.1987 war Martin Heine mehr als 21 Jahre lang als Kassierer tätig und überführte die Finanzen 1967 in die Eigenständigkeit der Abteilung innerhalb des GSV.
Ein Einschnitt in der Geschichte des Dorfes Großenritte war der 30.06.1966, denn hier tagte in der Kulturhalle zum letzten Mal die Gemeindevertretung von Großenritte vor dem Zusammenschluss mit der Gemeinde Baunatal (Altenbauna, Altenritte, Kirchbauna) am 01.07.1966. In der Hessischen Allgemeine konnte man nachlesen: „Der Volkschor sang und der Spielmannszug des TSV Eintracht Großenritte spielte. Es war bei aller Würdigung der in Großenritte geleisteten kommunalen Aufbauarbeit ein wenig Abschiedsstimmung zu spüren.“
Zum 01.01.1967 gab es auch einen Einschnitt in der Geschichte des Großenritter Spielmannszuges: Nachdem dieser bislang direkt dem Hauptverein unterstellt war, wurde er nunmehr zu einer selbstständigen Abteilung im TSV Eintracht Großenritte. Erster Abteilungsleiter wurde Hans Radloff und erster Kassierer Martin Heine.
Mit dem neuen Übungsleiter Georg Döhne (bis 1973) unternimmt der Spielmannszug die ersten Schritte hin zur Blasmusik. Einige Musiker, die zuvor Fanfaren, Trommeln oder Flöten spielte, schulten auf Blasinstrumente, wie Tenorhorn, Tuba oder Klarinette um. Die Hochphase der Spielmannzüge war Mitte der 1960er Jahre vorbei. Nachwuchs fehlte und Blasorchester kamen immer mehr “in Mode”. Auch verstärkt durch den weltweiten Erfolf von Ernst Mosch und seinen Original Egerländer Musikanten, die 1966 sogar in der New Yorker Carnegie Hall spielten. Wie der Großenritter Spielmannszug sattelten nach und nach immer mehr Spielmannszüge auf Blasmusik um.
Die geselligen Veranstaltungen spielten von jeher eine große Rolle im Vereinsleben. Sommer- oder Waldfeste fanden bzw. finden regelmäßig statt. 1967 feierte man auf der Großenritter Waldlichtung, im Gerott.
Das 60-jährige Jubiläum wird bereits unter neuem Namen gefeiert, mit zahlreichen Feierlichkeiten in der Kulturhalle und Festzug durch Großenritte.
Der musikalische Wandel von der Spielmannsmusik der Turner hin zur Blasmusik soll sich auch am Erscheinungsbild zeigen: Statt der weißen Turnerkleidung werden weinrote Jacketts, graue Hosen und Krawatten die neue Uniform des Musik- und Spielmannszugs.
Wie hier, beim Auftritt zur Einweihung des Baunataler Freibads, spielte der Musik- und Spielmannszug nun weitestgehend in Blasmusikbesetzung. Fanfaren gehörten Anfangs noch hin und wieder dazu und auch eine größere Gruppe Trommler aus der Spielmannsbesetzung trat noch regelmäßig mit auf. Als Musik- und Spielmannszug gab es 1970 erstmals ein Konzert in der ausverkauften Großenritter Kulturhalle, gemeinsam mit der Trachtenkapelle aus Horb (im Schwarzwald).
“Grüße aus Baunatal-Großenritte” steht 1971 auf dem Cover der ersten Schallplattenaufnahme des Großenritter Musik- und Spielmannszugs. Unter den 4 Blasmusik-Titeln ist auch der Marsch “Military Escort”, der bis heute bei kaum einem Musikzug-Konzert als Zugabe fehlen darf.
In außergewöhnlichem Look präsentierte sich der Musik- und Spielmannszug für einen Promotion-Auftritt für die Baunataler Hütt-Brauerei: Die Brauerei hatte für einen Auftritt am DEZ in Kassel Kleidung in den Markenfarben der Brauerei gestellt.
Die jüngeren Musiker im Musik- und Spielmannszug starten mit einer kontinuierlichen engagierten Jugendarbeit. Mit einem Jugendwart als Vertretung im Vorstand und der Gründung eines ersten Jugend-Ensembles, unter der Leitung von Dieter Esser, unterstützt von Gerhard Schaub
Dieter Menzel übernimmt bis 1974 die musikalische Leitung des Musik- und Spielmannszugs.
Der Musik- und Spielmannszug spielt regelmäßig für gemeinnützige Zwecke. So auch 1973 bei einem Platzkonzert in der Großenritter Ortsmitte.
Neuer musikalischer Leiter (bis 1979) wird Heinz Bax. Der ehemalige Berufsmusiker bringt die musikalische Entwicklung weiter voran. Neuer Abteilungsleiter (bis 1979) wird Wilhelm Eschbach.
Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten zur 1200-Jahrfeier der Orte Großenritte und Altenritte durfte auch der Großenritter Musik- und Spielmannszug nicht fehlen (hier beim Festzug in Großenritte).
Wie bereits in den 1960er-Jahren organisiert der Musik- und Spielmannszug 1975 wieder die Großenritter Kirmes in der Kulturhalle.
Die gesellige “Letzte Probe” im Musikzug-Jahr gehört ebenso jedes Jahr dazu, wie Sommerfeste und die Musikzug-“Kränzchen”. Der Musikzug- und Spielmannzug feierte auch 1976 mit seinen Mitgliedern und Freunden zusammen in der Kulturhalle, mit Live-Musik, kleinen Aufführungen und jeder Menge Spaß.
Auf der Brücke am Baunataler Hallenbad entsteht 1977 ein neues Gruppenfoto. Zu den Weinroten Jacketts mit grauen Hosen wurden gelbe Krawatten getragen.
Die Baunataler Gesang- und Musikvereine geben zusammen eine Schallplatte heraus, auch mit Stücken des Großenritter Musik- und Spielmannszugs.
Zum 70. Geburtstag ist der Übergang von der Spielmannsmusik zur Blasmusik weitestgehend abgeschlossen. Die Abteilung nennt sich künftig nur noch “Musikzug”.
Höhepunkt: Ein gemeinsames Konzert mit dem renommierten Blasorchester „Bückeburger Jäger“ in der voll besetzten Kulturhalle Großenritte.
Mit der Namensänderung in “Musikzug” werden auch neue Uniformen angeschafft: Graue Jacketts, rote Westen und dazu schwarz-weiß-rot gestreifte Krawatten prägen von nun an das Bild des Musikzugs in der Öffentlichkeit. Dazu werden schwarze Hosen getragen. Das weiße Hemd erinnert noch an die weiße Kleidung der Turner, aus den Anfangsjahren.
Neuer musikalischer Leiter wird Reiner Heine (bis 1985). Leo Plum wird Abteilungsleiter (bis 1982). Über 20 Jugendliche werden in den Folgejahren von Leo Plum und Reiner Heine in zusätzlichen Proben und Notenkursen fit gemacht, um die weitere musikalische Entwicklung des Musikzugs zu ermöglichen.
Neben Notenkursen, zahlreichen Proben und verbessertem Instrumentalunterricht spielt der musikalische Nachwuchs hin und wieder auch zusammen in einem Ensemble (unter der Leitung von Dieter Esser).
demnächst mehr (die Aufbereitung der Jahre 1980 bis heute ist in Vorbereitung)
Der Großenritter Musikzug blickt voller Stolz und Dankbarkeit auf eine sehr lange Historie zurück. Als Gründungsjahr des Musikzugs gilt 1908, da in dem Jahr der erste öffentliche Auftritt dokumentiert ist. Wir haben unsere Geschichte für Sie mit viel Liebe zum Detail aufgearbeitet und laden Sie hier zu einer chronologischen Zeitreise ein.
Besonderen Dank gilt hier unserem Ehrenvorsitzenden Reiner Heine, der seit vielen Jahren die Geschichte seines Heimatvereins begleitet und durch seine Recherchen, persönlichen Erinnerungen und viele Gespräche eine Aufbereitung in dieser Form überhaupt erst ermöglicht hat.
Unsere Chronik beginnt schon 1889, also ein paar Jahre vor dem offiziellen Gründungsjahr:
Chronik des Großenritter Musikzugs
Gründung des ersten Turnvereins in Großenritte (mit dabei auch einige Spielleute mit Trommeln, Marschpfeifen und Signalhörnern). Foto um 1908 (rechts im Bild, mit dem Spielmannszug. Im Hintergrund die Gaststätte “Vor der Burg” in Großenritte)
Spielleute der Turnerbewegung aus Großenritte und dem Nachbarort Elgershausen treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Proben mit Trommeln und Pfeifen (Marschflöten) an der Lützelbrücke.
Gründung des 1. Großenritter Spielmannszugs (des Arbeiterturn- und Sportvereins Großenritte). Stabführung: Adam Lange (Gänsefeldstraße). Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs war das Vereinslokal die Gastwirtschaft Wahl (Kasseler Straße 4 in Großenritte).
Gründung des 2. Großenritter Spielmannszugs (der Deutschen Turngemeinde 07). Stabführung: Heinrich Neuroth (Schulstraße)
Schon in den Anfangsjahren der Großenritter Musikvereine umrahmten die Spielmannszüge das gesellschaftliche Leben, wie hier bei der Großenritter Kirmes in den 1910er-Jahren (links im Bild der Spielmannszug der Deutschen Turngemeinde 07 Großenritte (Leitung: Heinrich Neuroth).
Die meisten Spielleute ziehen in den Krieg. Der Spielbetrieb in Großenritte kommt zum Erliegen.
Trotz zahlreicher Verluste nehmen beide Großenritter Spielmannszüge nach dem 1. Weltkrieg den Spielbetrieb wieder auf. Hier der Spielmannszug des Großenritter Arbeiterturn- und Sportvereins, in den 1920er Jahren.
Verbot der Arbeitersportvereine durch die Nationalsozialisten. Infolgedessen Zusammenschluss beider Großenritter Spielmannszüge im „Turn- und Sportverein 1907 Großenritte“ (Leitung: Heinrich Neuroth)
1945 wird der Turn- und Sportverein (TSV) Eintracht Großenritte gegründet. Es ist auch der Neubeginn des Großenritter Spielmannszugs nach dem Krieg, unter der Stabführung von Justus Hartmann (bis 1953), der sich bemühte alle verfügbaren Instrumente (Trommeln, Pfeifen und Signalhörner) zu sammeln und ehemalige Spielleute zum Neubeginn zu überreden. Geprobt wird in Großenritte in der Bahnhofs-Gaststätte Koch (heute „Arche“) und auf dem Zimmermannsplatz an der Niedensteiner Straße. Der Spielmannzug ist bis 1966 noch keine eigene Abteilung des TSV Eintracht Großenritte, sondern direkt dem Hauptverein unterstellt.
1948 fand der 1. Auftritt nach dem Krieg satt. Hier ein Foto beim Festzug durch Großenritte (1949, im Grünen Weg), noch ohne Uniform, in ziviler Kleidung.
Auftritt zur Einweihung der Langenberg-Kampfbahn in Großenritte (noch in ziviler Kleidung) an Pfingsten 1949. Unzählige Großenritter Sportfreunde hatten von 1946 bis 1949 in ehrenamtlicher Arbeit den Sportplatz in Handarbeit angelegt. Das Erscheinungsbild des Spielmannszuges verändert sich wenig später: man tritt ab 1949/50 wieder in Uniform auf, in der traditionellen Turnerkleidung ganz in Weiß, mit Vereinsabzeichen. Abteilungsleiter des Spielmannszugs nach dem Krieg (bis 1954) war Ludwig Hempel.
Spielmannszüge aus ganz Nordhessen treffen sich zum musikalischen Wettstreit auf der Langenbergkampfbahn. Der Großenritter Spielmannszug belegt den 1. Platz im Wertungsspielen und gilt in den 1950er Jahren weit über die Ortsgrenzen hinaus als einer der besten Spielmannszüge.
Der Großenritter Spielmannszug belegt erneut den 1. Platz beim Wertungsspielen, im Rahmen des Gau-Spielleutetreffens in Oberzwehren, mit über 250 Spielleuten, auf dem Mattenberg-Sportplatz.
Neuer Stabführer (bis 1958): Hans Radloff, Abteilungsleiter (bis 1958): Walter Hempel.
Auftritt auf dem Bahnhofsvorplatz in Kassel, zum „Zissel“-Fest, gemeinsam mit der Bundesbahnkapelle Bebra.
Auftritt im Rahmen der Einweihung der Kulturhalle Großenritte (seitdem Übungsstätte des Spielmannszugs bzw. später des Musikzugs). Bei der Bei der Einweihung des Kulturhauses am 13.10.1956 waren über 1000 Gäste anwesend, die das seinerzeit größte und schönste Haus dieser Art in Nordhessen bewundern konnten.
Teilnahme am „Zissel“-Festzug in Kassel, Festzug zur Sportplatzeinweihung des SV Hermannia Kassel, Auftritt in der Stadthalle Kassel, bei einer Veranstaltung mit Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn.
Als eine feste musikalische Größe in Nordhessen, nahmen die Großenritter u. a. am „Großen Zapfenstreich“ beim Heimat- und Schützenfest in Kassel-Bettenhausen teil und beim Festzug der Kirmes in Großenritte. Auch eine SPD-Wahlveranstaltung zur Bundestagswahl 1957, mit Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn, in der überfüllten Stadthalle Kassel durften die Großenritter Spielleute musikalisch umrahmen.
Zum 50-jährigen Jubiläum ist der Großenritter Spielmannszug Gastgeber des Gau-Spielleutetreffens in Großenritte (11 Spielmannszüge aus Nordhessen nehmen am Wertungsspielen teil).
Zu Trommeln und Signalhörnern wird die musikalische Besetzung um Fanfaren erweitert (bis 1974 gab es diese Fanfarengruppe). Hans Radloff übernimmt die Abteilungsleitung. Neuer Stabführer: Kurt Weiler.
1959 findet das Gau-Spielleutetreffen in Hoof statt, wieder mit einem großen Wertungsspielen. Neuer Abteilungsleiter (bis 1960 + 1965 bis 1966): Martin Hartmann
Abteilungsleiter wird erneut Hans Radloff (zunächst bis 1974), 1960 noch gemeinsam mit Walter Hempel und Heinrich Appel. Auftritt u.a. bei der „Sportschau des TSV Eintracht Großenritte“ in der Kulturhalle
Konzert des Spielmannszugs (Leitung: Hans Radloff), mit dem Tanzorchester Althans aus Gudensberg in der Kulturhalle Großenritte.
Bei den großen Karnevalsveranstaltungen in der Großenritter Kulturhalle (Foto: 1963, mit Fanfarengruppe) hat der Großenritter Spielmannszug viele Jahre zur Eröffnung gespielt.
Zur weißen Turnerkleidung werden rote Trainingsjacken getragen, passend zu den Vereinsfarben des Turn- und Sportvereins Eintracht Großenritte (im März 1983 umbenannt: Großenritter Sportverein Eintracht Baunatal)
Unter dem Motto “700 Jahre Hessen” findet vom 3. bis 5. Juli 1964 in Kassel Hessens größtes Landesfest statt. Beim 4. Hessentag ist der Großenritter Spielmannszug beim Festzug dabei. Der sieben Kilometer lange Festumzug dauerte dreieinhalb Stunden. Hieran waren 1500 Musiker und 2000 Mitglieder von Trachtengruppen sowie 50 Motivwagen und 45 Kapellen, Spielmanns- und Fanfarenzüge beteiligt.
Die Kirmes wird auf dem Saal der Kulturhalle gefeiert. Höhepunkt ist der Festzug durch Großenritte.
Vom 18.12.1965 bis 23.02.1987 war Martin Heine mehr als 21 Jahre lang als Kassierer tätig und überführte die Finanzen 1967 in die Eigenständigkeit der Abteilung innerhalb des GSV.
Ein Einschnitt in der Geschichte des Dorfes Großenritte war der 30.06.1966, denn hier tagte in der Kulturhalle zum letzten Mal die Gemeindevertretung von Großenritte vor dem Zusammenschluss mit der Gemeinde Baunatal (Altenbauna, Altenritte, Kirchbauna) am 01.07.1966. In der Hessischen Allgemeine konnte man nachlesen: „Der Volkschor sang und der Spielmannszug des TSV Eintracht Großenritte spielte. Es war bei aller Würdigung der in Großenritte geleisteten kommunalen Aufbauarbeit ein wenig Abschiedsstimmung zu spüren.“
Zum 01.01.1967 gab es auch einen Einschnitt in der Geschichte des Großenritter Spielmannszuges: Nachdem dieser bislang direkt dem Hauptverein unterstellt war, wurde er nunmehr zu einer selbstständigen Abteilung im TSV Eintracht Großenritte. Erster Abteilungsleiter wurde Hans Radloff und erster Kassierer Martin Heine.
Mit dem neuen Übungsleiter Georg Döhne (bis 1973) unternimmt der Spielmannszug die ersten Schritte hin zur Blasmusik. Einige Musiker, die zuvor Fanfaren, Trommeln oder Flöten spielte, schulten auf Blasinstrumente, wie Tenorhorn, Tuba oder Klarinette um. Die Hochphase der Spielmannzüge war Mitte der 1960er Jahre vorbei. Nachwuchs fehlte und Blasorchester kamen immer mehr “in Mode”. Auch verstärkt durch den weltweiten Erfolf von Ernst Mosch und seinen Original Egerländer Musikanten, die 1966 sogar in der New Yorker Carnegie Hall spielten. Wie der Großenritter Spielmannszug sattelten nach und nach immer mehr Spielmannszüge auf Blasmusik um.
Die geselligen Veranstaltungen spielten von jeher eine große Rolle im Vereinsleben. Sommer- oder Waldfeste fanden bzw. finden regelmäßig statt. 1967 feierte man auf der Großenritter Waldlichtung, im Gerott.
Das 60-jährige Jubiläum wird bereits unter neuem Namen gefeiert, mit zahlreichen Feierlichkeiten in der Kulturhalle und Festzug durch Großenritte.
Der musikalische Wandel von der Spielmannsmusik der Turner hin zur Blasmusik soll sich auch am Erscheinungsbild zeigen: Statt der weißen Turnerkleidung werden weinrote Jacketts, graue Hosen und Krawatten die neue Uniform des Musik- und Spielmannszugs.
Wie hier, beim Auftritt zur Einweihung des Baunataler Freibads, spielte der Musik- und Spielmannszug nun weitestgehend in Blasmusikbesetzung. Fanfaren gehörten Anfangs noch hin und wieder dazu und auch eine größere Gruppe Trommler aus der Spielmannsbesetzung trat noch regelmäßig mit auf. Als Musik- und Spielmannszug gab es 1970 erstmals ein Konzert in der ausverkauften Großenritter Kulturhalle, gemeinsam mit der Trachtenkapelle aus Horb (im Schwarzwald).
“Grüße aus Baunatal-Großenritte” steht 1971 auf dem Cover der ersten Schallplattenaufnahme des Großenritter Musik- und Spielmannszugs. Unter den 4 Blasmusik-Titeln ist auch der Marsch “Military Escort”, der bis heute bei kaum einem Musikzug-Konzert als Zugabe fehlen darf.
In außergewöhnlichem Look präsentierte sich der Musik- und Spielmannszug für einen Promotion-Auftritt für die Baunataler Hütt-Brauerei: Die Brauerei hatte für einen Auftritt am DEZ in Kassel Kleidung in den Markenfarben der Brauerei gestellt.
Die jüngeren Musiker im Musik- und Spielmannszug starten mit einer kontinuierlichen engagierten Jugendarbeit. Mit einem Jugendwart als Vertretung im Vorstand und der Gründung eines ersten Jugend-Ensembles, unter der Leitung von Dieter Esser, unterstützt von Gerhard Schaub
Dieter Menzel übernimmt bis 1974 die musikalische Leitung des Musik- und Spielmannszugs.
Der Musik- und Spielmannszug spielt regelmäßig für gemeinnützige Zwecke. So auch 1973 bei einem Platzkonzert in der Großenritter Ortsmitte.
Neuer musikalischer Leiter (bis 1979) wird Heinz Bax. Der ehemalige Berufsmusiker bringt die musikalische Entwicklung weiter voran. Neuer Abteilungsleiter (bis 1979) wird Wilhelm Eschbach.
Bei den Jubiläumsfeierlichkeiten zur 1200-Jahrfeier der Orte Großenritte und Altenritte durfte auch der Großenritter Musik- und Spielmannszug nicht fehlen (hier beim Festzug in Großenritte).
Wie bereits in den 1960er-Jahren organisiert der Musik- und Spielmannszug 1975 wieder die Großenritter Kirmes in der Kulturhalle.
Die gesellige “Letzte Probe” im Musikzug-Jahr gehört ebenso jedes Jahr dazu, wie Sommerfeste und die Musikzug-“Kränzchen”. Der Musikzug- und Spielmannzug feierte auch 1976 mit seinen Mitgliedern und Freunden zusammen in der Kulturhalle, mit Live-Musik, kleinen Aufführungen und jeder Menge Spaß.
Auf der Brücke am Baunataler Hallenbad entsteht 1977 ein neues Gruppenfoto. Zu den Weinroten Jacketts mit grauen Hosen wurden gelbe Krawatten getragen.
Die Baunataler Gesang- und Musikvereine geben zusammen eine Schallplatte heraus, auch mit Stücken des Großenritter Musik- und Spielmannszugs.
Zum 70. Geburtstag ist der Übergang von der Spielmannsmusik zur Blasmusik weitestgehend abgeschlossen. Die Abteilung nennt sich künftig nur noch “Musikzug”.
Höhepunkt: Ein gemeinsames Konzert mit dem renommierten Blasorchester „Bückeburger Jäger“ in der voll besetzten Kulturhalle Großenritte.
Mit der Namensänderung in “Musikzug” werden auch neue Uniformen angeschafft: Graue Jacketts, rote Westen und dazu schwarz-weiß-rot gestreifte Krawatten prägen von nun an das Bild des Musikzugs in der Öffentlichkeit. Dazu werden schwarze Hosen getragen. Das weiße Hemd erinnert noch an die weiße Kleidung der Turner, aus den Anfangsjahren.
Neuer musikalischer Leiter wird Reiner Heine (bis 1985). Leo Plum wird Abteilungsleiter (bis 1982). Über 20 Jugendliche werden in den Folgejahren von Leo Plum und Reiner Heine in zusätzlichen Proben und Notenkursen fit gemacht, um die weitere musikalische Entwicklung des Musikzugs zu ermöglichen.
Neben Notenkursen, zahlreichen Proben und verbessertem Instrumentalunterricht spielt der musikalische Nachwuchs hin und wieder auch zusammen in einem Ensemble (unter der Leitung von Dieter Esser).