Unsere Geschichte
Nachdem sich bereits 1889 bei der Gründung des ersten Turnvereins in Großenritte einige Spielleute mit Trommeln, Pfeifen und Signalhörnern dem Verein angeschlossen hatten kam es in 1905 zu gemeinsamen Übungsstunden an der Lützelbrücke zwischen Elgershausen und Großenritte mit Spielleuten dieser beiden Dörfer. In Großenritte gilt jedoch das Jahr 1908 als Gründungsjahr unseres Vereines, denn in diesem Jahr gab es unter der Stabführung von Adam Lange (Gänsefeldstraße) den ersten öffentlichen Auftritt des Spielmannszuges des Arbeiterturn- und Sportvereins Großenritte.
Zwei Jahre später wurde in Großenritte ein zweiter Spielmannszug gegründet. Unter der Stabführung von Heinrich Neuroth (Schulstraße) hatte der Spielmannszug der Deutschen Turngemeinde 07 seinen ersten öffentlichen Auftritt.
Nachdem im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) der Übungs- und Spielbetrieb fast völlig zum Erliegen gekommen war, profitierten die beiden Großenritter Spielmannzüge nach dem Krieg von den Kenntnissen der Spielleute, die diese während ihrer Militärzeit erworben hatten.
Nachdem die Nationalsozialisten mit der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 24.03.1933 die Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt hatten, wurden die Gewerkschaften und die Parteien aufgelöst; die NSDAP wurde zur einzigen Partei. Im Zuge dieser Maßnahmen wurden auch die Arbeiterturn- und Sportvereine verboten, und es gab in Großenritte nur noch den Turn- und Sportverein 1907 mit einem Spielmannszug unter der Stabführung von Heinrich Neuroth.
Während des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) wurde der Übungs- und Spielbetrieb erneut eingestellt, aber nach dem Ende des Krieges kam es zu einem Neuaufbau des Großenritter Spielmannszuges. Hermann Hartmann bemühte sich darum, verfügbare Instrumente (Trommeln, Pfeifen, Signalhörner) zu sammeln und ehemalige Spielleute zum Neubeginn im TSV Eintracht Großenritte zu überreden. 1948 gab es unter der Stabführung von Justus Hartmann, damals noch in Zivilkleidung, den ersten öffentlichen Auftritt in Großenritte. Geprobt wurde seinerzeit in der Bahnhofsgaststätte Koch und auf dem Zimmerplatz Hellmuth (Niedensteiner Straße).
Erster musikalischer Höhepunkt waren die Auftritte anlässlich der Einweihung der Großenritter Langenberg-Kampfbahn vom
04. – 05. Juni 1949, die noch in Zivilkleidung erfolgten. Aber danach erfolgten die Auftritte in weißer Turner-Kleidung (weiße Hose, weißes Hemd mit Vereinsabzeichen).
Die Folgejahre waren geprägt durch eine stetige Aufwärtsentwicklung des Großenritter Spielmannszuges, der zu den Besten in der Region zählte und bei vielen Ereignissen engagiert wurde.
Ein Großereignis war 1952 das 1. Gau-Spielleutetreffen nach dem Zweiten Weltkrieg in Großenritte mit über 300 Spielleuten aus ganz Nordhessen mit einem Wertungsspielen, bei dem der Großenritter Spielmannszug als Sieger hervorging. Als veranstaltender Verein verzichtete man auf den Siegerpokal, so dass ihn der Zweitplatzierte mit nach Besse nehmen konnte. Da der Großenritter Spielmannszug auch im Folgejahr das Wertungsspielen beim 2. Gau-Spielleutetreffen in Oberzwehren gewinnen konnte, stand der Siegerpokal 1953 aber dennoch in Großenritte. In den Hessischen Nachrichten war zu lesen, dass der Großenritter Spielmannszug „durch sein exaktes Zusammenspiel und seinen mitreißenden Schwung die Siegerpalme errang.“ Auftritte bei vielen Ereignissen, u.a. beim Zissel in Kassel oder beim Hessentag 1964 prägten in den Folgejahren die Geschichte des Spielmannszuges, der 1958 um eine Fanfarengruppe erweitert wurde, die bis 1974 bestand.
Der 13. Oktober 1956 hat in der Geschichte ebenfalls seinen Platz gefunden, denn an diesem Tag wurde die Großenritter Kulturhalle eingeweiht, natürlich mit dem Großenritter Spielmannszug. Seither ist die Kulturhalle Übungsstätte des Spielmannszuges bzw. später des Musikzuges. Aus dem gesellschaftlichen Leben in Großenritte sind die veranstalteten Konzerte in der Kulturhalle nicht mehr wegzudenken. Das erste Konzert fand 1961 statt; es handelte sich um ein gemeinsames Konzert des Großenritter Spielmannszuges mit dem Tanz- und Unterhaltungsorchester Althans aus Gudensberg. Höhepunkt war die gemeinsame Darbietung des Fehrbelliner Reitermarsches mit Spielmannszug, Fanfarengruppe und Orchester unter der Leitung von Hans Radloff.
Ein Einschnitt in der Geschichte des Dorfes Großenritte war der 30.06.1966, denn hier tagte in der Kulturhalle zum letzten Mal die Gemeindevertretung von Großenritte vor dem Zusammenschluss mit der Gemeinde Baunatal (Altenbauna, Altenritte, Kirchbauna) am 01.07.1966. In der Hessischen Allgemeine konnte man nachlesen: „Der Volkschor sang und der Spielmannszug des TSV Eintracht Großenritte spielte. Es war bei aller Würdigung der in Großenritte geleisteten kommunalen Aufbauarbeit ein wenig Abschiedsstimmung zu spüren.“
Zum 01.01.1967 gab es auch einen Einschnitt in der Geschichte des Großenritter Spielmannszuges: Nachdem dieser bislang direkt dem Hauptverein unterstellt war, wurde er nunmehr zu einer selbstständigen Abteilung im TSV Eintracht Großenritte. Erster Abteilungsleiter wurde Hans Radloff und erster Kassierer Martin Heine. In diesem Jahr wurden mit dem Übungsleiter Georg Döhne auch die ersten Schritte hin zur „Blasmusik“ unternommen, so dass die öffentlichen Auftritte ab 1968 schon als „Musik- und Spielmannszug“ durchgeführt wurden.
Zu den musikalischen Höhepunkten des Musik- und Spielmannszuges zählten neben Volksfest-Auftritten in der Stadt Baunatal 1970 ein gemeinsames Konzert mit der Trachtenkapelle Horb (Schwarzwald) in der Großenritter Kulturhalle. Bereits als „Musikzug“ (seit 1978) wurden ab 1990 unter der Leitung von Rolf Richter bzw. Dr. Karsten Heyner gemeinsame Konzerte durchgeführt mit dem Großenritter Volkschor und der Melsunger Schülerkapelle. 1972 wurde unter der Leitung von Dieter Esser mit einer systematischen Nachwuchsarbeit begonnen, ab 1979 ergänzt durch Notenkurse in der Langenbergschule, durchgeführt von Reiner Heine und Leo Plum. Erste Auftritte des Musikzug-Nachwuchses erfolgten bei den Weihnachtsfeiern der Abteilung. Die erfolgreiche Jugendarbeit führte 2002 zur Gründung eines „Jugend-Orchesters“, zunächst geleitet von Karsten Bachmann. Er wurde in dieser Funktion abgelöst von Nils Heine, der die Leitung von 2005 – 2020 („Corona“-Beginn) hatte. In dieser Zeit gab es zahlreiche Jugend- Freizeiten und Proben-Wochenenden. Das „Jugend-Orchester“ wird heute geleitet von Peter Cloos. Seit 1996 wird der Musikzug musikalisch von Berufsmusikern des Heeresmusikkorps Kassel geleitet. Von 1996 – 2005 war der aus dem eigenen Nachwuchs hervorgegangene Andreas Alschinger Übungsleiter und Dirigent; seit 2006 übt Peter Cloos diese Funktion aus. Seither fanden zahlreiche Konzerte statt in der Kulturhalle bzw. in der Stadthalle von Baunatal, teilweise mit Beteiligung des Jugend-Orchesters.
Aus dem gesellschaftlichen Leben von Großenritte nicht mehr wegzudenken sind die „Dämmerschoppen“ des Musikzuges, die von 1994 – 2018 auf dem Dorfplatz Großenritte und seit 2019 auf dem Festplatz „Alte Schule“, jeweils am letzten Freitag vor den Sommerferien, stattfinden. Seit 2010 wird der „Dämmerschoppen“ eröffnet vom Jugend-Orchester unter der Leitung von Nils Heine bzw. seit 2022 von Peter Cloos. Von 2015 – 2019 gab es unter der Leitung von Otto Schmidt (Hoof) vielbeachtete Auftritte des gemeinsamen Senioren-Spielmannszuges aus Hoof, Elgershausen, Oberzwehren und Großenritte. Hervorzuheben ist auch die Unterstützung des Großenritter Kirmesteams seit 2011; die Großenritter Feuerwehr stellt seit 2019 die Zeltgarnituren zur Verfügung.